Jugendliche der Altersgruppe 13-19 Jahre trifft man heute vor allem online, sie selbst treffen sich auch am liebsten online, um zu chatten, zu skypen, zu spielen, sich Videos anzuschauen bzw. selbst Videos hochzuladen. Der Jugendtreff der traditionellen offenen Jugendarbeit hat sich zum Online-Jugendtreff entwickelt. Viele Jugendliche ziehen es vor, sich dort zu verabreden. Das Medium erweitert Freundeskreise über den eigenen Stadtteil hinaus in die Welt, und viele Eltern wissen ihre Kinder lieber vor dem heimischen Computer/Smartphone als draußen in der Stadt. Es liegt sehr nahe, die Jugendlichen in ihrem Alltagsverhalten ernst zu nehmen und ihnen online Hilfsangebote der offenen Jugendarbeit zur Verfügung zu stellen. Sonst erreicht man sie evtl. überhaupt nicht.
Jugendnotmail hat die heutige Situation vor über 15 Jahren antizipiert und kontinuierlich eine zielgruppengerechte Online-Beratungsplattform für Jugendliche in seelischen Notlagen etabliert. Als Lehrerin sah die Gründerin die zunehmende Hilfsbedürftigkeit der Kinder und Jugendlichen und hat ein Team von ehrenamtlich arbeitenden Sozialpädagogen und Psychologen aufgebaut, heute etwa 100 Mitarbeiter, die Jugendlichen online in Einzelberatung, moderiertem Themenchat und offenem Forum zur Seite stehen. Seit Bestehen haben die Berater über 95.000 Hilferufe von etwa 14.000 Ratsuchenden. (Stand 31.12.2015) beantwortet. Die Anzahl der Neuzuschriften steigt kontinuierlich an, zum Teil mit zweistelligen Wachstumsraten. Die Kernzielgruppe ist zwar noch bei den 14-16jährigen, aber mit immer früherem Smartphone- bzw. Tablet-Einsatz der Kinder verjüngt sich die Zielgruppe schnell. Am häufigsten suchen die Jugendlichen Rat bei Depressionen, selbstverletzendem Verhalten und Familienproblemen. Ziel der Beratung ist es in einem ersten Schritt, die Jugendlichen anonym/online mit ihren Problemen aufzunehmen und im Gespräch zu halten. Der zweite Schritt ist aber immer die Vermittlung in das konkrete/offline Hilfesystem (Psychologen, Therapeuten, Kinder- und Jugendhilfe) am jeweiligen Wohnort des Jugendlichen.
Die Berater sind für den Verein neben der technisch optimalen Webplattform am allerwichtigsten. Jeder Berater durchläuft einen Einführungsworkshop in Berlin. Darüber hinaus werden vier Fortbildungen pro Jahr angeboten. Die ehrenamtlichen Berater leben und arbeiten deutschlandweit. Zu den wichtigen Fortbildungen kommen nicht alle Berater, da die Reisekosten nicht übernommen werden können. Für den Verein sind die Fortbildungen aber die wichtigste Maßnahme zur Sicherung der hohen Beratungsqualität, zur langfristigen Beraterbindung und zur Neuakquisition von Beratern. Daher ist geplant, Forbildungen und Einführungsworkshops zukünftig auch in Süddeutschland (München oder Stuttgart) und in NRW (Köln oder Düsseldorf) anzubieten, um den Beratern die Anreise günstiger zu gestalten. Die TRIBUTE TO BAMBI Stiftung unterstützt dieses Vorhaben sehr gerne.