Nun gibt es auch in der Ortenau ein Childhood-Haus: Am 1. Juli 2021 wurde das fünfte Childhood-Haus in Deutschland in Trägerschaft des Klinikums Ortenau in Offenburg im Rahmen einer digitalen Fachkonferenz eröffnet. Damit wird ein weiterer Meilenstein im Hinblick auf eine Verbesserung des Kinder- und Opferschutzes und insbesondere der kinderfreundlichen Justiz gesetzt. Die Besonderheit in Offenburg ist dabei die Weiterentwicklung der bereits bestehenden und fachlich gut etablierten Kinderschutzambulanz am Klinikum Ortenau.
Die TRIBUTE TO BAMBI Stiftung unterstützt das Childhood-Haus Ortenau finanziell und übernimmt die Kosten für die technische Ausstattung der Räumlichkeiten in Offenburg. Denn Kinder, die sexuellen Missbrauch oder gewalttätige Übergriffe erlebt haben, sind bereits häufig durch die Missbrauchserfahrung traumatisiert. Oft kommt es bei der Aufarbeitung des Vorfalls zu weiteren Traumatisierungen, weil betroffene Kinder verschiedene Untersuchungen und Befragungen über sich ergehen lassen müssen. Childhood hat mit dem Childhood-Haus Räumlichkeiten geschaffen, in denen Kinder durch geschulte Ärzte und Richter untersucht und befragt werden, um eine Re-Traumatisierung zu verhindern und den Kinderschutz in die Ermittlungsarbeit besser zu integrieren.
Das 5. Childhood-Haus hat im Frühjahr 2021 seinen Betrieb aufgenommen. In Zeiten von Corona hat Childhood die neueste Edition der bundesweiten "Childhood-Haus" Initiative besucht - dabei ist dieser Film entstanden.
Das Childhood-Haus Ortenau wurde von I.M. Königin Silvia von Schweden mit einer Videoansprache offiziell eröffnet. Neben der Vorstellung des Childhood-Hauses im Film oben informierten Fachvorträge zu aktuellen Entwicklungen im Bereich Kinderschutz: Dr. Astrid Helling-Bakki, die Geschäftsführerinvon Childhood Deutschland, erläuterte die Entwicklung des Childhood-Haus Konzeptes in Deutschland und Europa. Der Vortrag kann unter diesem Link abgerufen werden. Außerdem sprach Prof. Dr. Sabine Andresen, Professorin für Sozialpädagogik und Familienforschung an der Goethe-Universität Frankfurt und Vorsitzende der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, zur Alltagsrealität von Kindern und Jugendlichen, die Gewalt erleben und den besonderen Herausforderungen in der Coronapandemie. Dier Vortrag steht ebenfalls online zum Nachhören zur Verfügung.
Das Childhood-Haus Ortenau läuft unter der Trägerschaft des Ortenau Klinikums und ist eine Weiterentwicklung der bereits bestehenden Kinderschutzambulanz. Die wurde bereits 2009 als Nahtstelle von Jugendhilfe und Gesundheitswesen in Kooperation des Ortenau Klinikums und des Landratsamtes Ortenaukreis eingerichtet. Mit dem Childhood-Haus werden die Angebote für Kinder und Jugendliche sowie junge Eltern erweitert. Das multidisziplinäre Team vor Ort besteht aus Psychotherapeut:innen, Sozialpädagog:innen und Ärzt:innen, die in enger Kooperation mit dem Jugendamt, der Polizei und Justiz arbeiten. Ziel der Kooperation ist es, die Wege für Asprachen zu verkürzen und das Wohl der Kinder in der Ermittlungsarbeit in den Mittelpunkt zu stellen.
Mit dem Aufbau von Childhood-Häusern an verschiedenen Standorten wurde von Childhood das in Europa als Best Practice Modell anerkannte Barnahus-Konzept in Deutschland eingeführt. Das besondere an diesem Konzept ist, dass Kindern ein besserer Zugang zu einer sicheren und kindgerechten Versorgung in Missbrauchsfällen ermöglicht werden kann. Dazu werden Kinder im Verdachts- oder erklärten Fall von Kindesmissbrauch im Childhood-Haus in kinderfreundlicher Atmosphäre durch den gesamten Verlauf aus Untersuchungen und Vernehmung begleitet. Die Bedürfnisse des Kindes stehen dabei an oberster Stelle. Denn das große Anliegen von Childhood ist dabei, dass es Kindern nach einem Verfahren besser gehen soll als zuvor.
Kindgerechte Ermittlungsarbeit ist das Ziel im Childhood-Haus
Hintergrund zum Childhood-Haus
Ein Childhood-Haus ist ein Ort, an dem Kinder und Jugendliche, die körperliche und sexualisierte Gewalt erlebt haben, in einem kinderfreundlichen und geschütztem Umfeld alle wichtigen Hilfen bekommen und dabei immer an erster Stelle stehen, denn Childhood-Häuser sind multidisziplinär arbeitende Anlaufstellen. Durch die enge Kooperation zwischen erfahrenem medizinischem und psychologischem Personal, Polizei, Justiz, Jugendamt und lokalem Kinderschutz ermöglicht das Konzept des Childhood-Hauses, Untersuchungen und Befragungen des Kindes auf ein Minimum zu reduzieren und zeitlich effizient zu gestalten. So kann einer Retraumatisierung des Kindes vorgebeugt werden.
Childhood hilft, die Childhood-Häuser zu planen und zu eröffnen. Ist ein Haus eröffnet, arbeiten die lokalen Träger der Childhood-Häuser eigenverantwortlich in der Umsetzung und der alltäglichen Fallarbeit.
Eindrücke aus dem Childhood-Haus Ortenau