Die Drillingsmädchen genießen das warme Wasser beim Baden.
Vor fünf Jahren haben die Drillinge Alma, Lilly und Nele das Leben ihrer Eltern und der großen Schwester gewaltig auf den Kopf gestellt. Die Drillingsmädchen wurden viel zu früh, in der 28. SSW, geboren und wogen damals nur um die 1000 Gramm. Erst zwei bis drei Stunden nach der Geburt durfte Mutter Jeanette zu ihnen. „Beim Anblick meiner Töchter, die beatmet und völlig verkabelt in unterschiedlichen Brutkästen lagen, fühlte ich mich sehr bedrückt. Doch Freude und Dankbarkeit darüber, dass alle lebten, setzte sich schnell durch und ließ mich wieder positiv in die Zukunft blicken.“
Eines der Kinder erlitt zwei Lungenrisse und musste zeitweise ins künstliche Koma gelegt werden. Tagelang bangte die Familie um das Leben des kleinen Mädchens. Insgesamt verbrachten die Drillinge drei Monate im Krankenhaus. Die Eltern wussten, dass sie dort in guten Händen waren und dennoch war es für sie schwer, die Mädchen jeden Tag aufs Neue in der Klinik zurücklassen zu müssen.
Zuhause angekommen musste sich die Familie erst einmal neu sortieren und sich zahlreichen Herausforderungen stellen: Ein Jahr lang hatten die drei Mädchen beispielsweise Überwachungsmonitore für die Nacht und die durch Trinkschwäche bedingte Ernährungsschwierigkeiten erforderten eine strenge Gewichtskontrolle.
In dieser belastenden Zeit fand die Familie Unterstützung beim Verein Pro Kid e. V. aus Herdecke, der seit fast zwanzig Jahren Hilfen für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen anbietet. Er springt ein, wenn die beantragte sozialmedizinische Nachsorge vom Medizinischen Dienst der Krankenkasse (MdK) abgelehnt wird und kümmert sich um die Refinanzierung durch Drittmittel. Seit 2015 ist Pro Kid e. V. Träger des Bunten Kreises der Ennepe-Ruhr Region und unterstützt Familien mit kranken oder frühgeborenen Kindern durch sozialmedizinische Nachsorge beim Übergang vom stationären Klinikaufenthalt in den Alltag zu Hause.
Eltern brauchen in so einer belastenden Situation professionelle Unterstützung in pflegerischer, medizinischer und psychosozialer Hinsicht, um den herausfordernden Alltag gut zu bewältigen, das Erlebte zu verarbeiten und gestärkt in die Zukunft blicken zu können. Auch wenn für viele Familien der Schritt, um professionelle Hilfe zu bitten, oft ein großer ist – danach wird vieles einfacher, weil die Situation nicht alleine bewältigt werden muss und Menschen mit Erfahrung den Eltern zur Seite stehen.
Das Nachsorgeteam von Pro Kid e. V. besteht, neben der ärztlichen Leitung von Frau Dr. Dörte Hilgard (Vorstandsvorsitzende Pro Kid e. V.), aus speziell ausgebildeten Kinderkrankpfleger:innen, Sozialarbeiter:innen, Psycholog:innen und Heilpädagog:innen. Das Team ist sehr gut vernetzt, gibt den Eltern Sicherheit und wertvolle Tipps und kann ihnen dadurch in mehrfacher Hinsicht unter die Arme greifen: Es sichert beispielsweise eine professionelle Beobachtung von eventuellen neurologischen Auffälligkeiten, vernetzt zu erforderlichen Therapie- und Fördermöglichkeiten, hilft bei der Ausarbeitung von Formularen und bietet den Eltern Entlastung, um auch den Geschwisterkindern die Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken, die sie benötigen. „Ich empfand die Besuche als besonders wichtigen Rückhalt, in unserem anstrengenden und chaotischen Alltag.“, berichtet Mutter Jeanette von ihren Erfahrungen.
Die Drillingsmädchen haben die Startschwierigkeiten gemeistert.
Um möglichst vielen betroffenen Familien im Ennepe-Ruhr-Kreis ein Nachsorgeteam zur Seite zu stellen, fördert die TRIBUTE TO BAMBI Stiftung den Verein Pro Kid e.V. aktuell mit 16.300 Euro. Die Förderung erstreckt sich über zwei Jahre und wird für Gehälter von Therapeut:innen und Sozialpädagog:innen verwendet. Der Herdecker Verein wurde bereits 2017 finanziell und medial unterstützt und kam durch seine vorbildliche und wichtige Arbeit erneut in den Genuss einer Förderung.