Ein rollender Spielplatz gefüllt mit Spielsachen - das Spielplatzfestmobil von Pixel Sozialwerk
Die Temperaturen werden langsam wärmer und normalerweise würde jetzt, im Mai, lautstark die Sommersaison auf den Spielplätzen beginnen – wären wir nicht mitten in der Corona-Pandemie. Für Kinder und Jugendliche ist das gemeinsame Spielen, Bewegung und sozialer Austausch sehr wichtig. Doch die meisten Angebote sind aktuell nur sehr eingeschränkt möglich. Auch das Kinderhilfsprojekt von Pixel in Erfurt, einem Förderpartner der TRIBUTE TO BAMBI Stiftung, kämpft mit den Herausforderungen, obwohl gerade jetzt Freizeitangebote dringend benötigt werden.
Vor allem in Plattenbaugebieten mangelt es an Rückzugsmöglichkeiten und Beschäftigungsangeboten für Kinder und Jugendliche. Vielen von ihnen fehlen seit Beginn der Corona-Pandemie außerdem die feste Tagesstruktur und die Unterstützungsangebote der Schulen. Neben familiären Herausforderungen müssen nun auch zu Hause Schulbildung und Hausaufgaben gestemmt werden. Wenn dann kein geregelter freizeitlicher Ausgleich stattfindet, wie zum Beispiel die Nachmittagsbetreuung, kann das in vielen Haushalten zu Überforderung führen.
Das Pixel-Team ist wöchentlich auf den Spielplätzen in Plattenbaugebieten unterwegs
Seit November 2020 darf kein Sport in Gruppen mehr angeboten werden, nur Individualsport ist noch möglich. Das bedeutet, dass ein Kind zwar zum Beispiel allein mit dem Roller fahren darf, doch für die Entwicklung des Sozialverhaltens ist gerade Sport in Gruppen sehr wichtig, um etwa das Verständnis für Fairness und Regeln zu erlernen. Das ist eine große Herausforderung, weil Bewegung für die körperliche Entwicklung der Kinder sehr wichtig ist. Allerdings bewegen sich Kinder seit der Pandemie allgemein zu wenig, dabei brauchen viele zwischendurch dringend Bewegungsphasen.
Das Pixel Sozialwerk gUG spürt, genau wie viele andere Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen, welche Einschränkungen und Herausforderungen diese Zeit mit sich bringt: Die Kinder dürfen nicht mehr einfach so kommen und gehen, wie sie möchten. Bevor sie teilnehmen dürfen, müssen sie einen Kontaktdatenzettel ausfüllen, der von den Eltern zu unterschreiben ist. Daran leidet der einfache Zugang zum Angebot, denn gerade für Kinder aus benachteiligten Familien entstehen so schnell Hürden, die ihnen eine Teilnahme schwieriger machen.
Gemeinsames Lernen in Corona-Zeiten: Mit Maske, aber immerhin können die Kinder und Jugendlichen sich gegenseitig unterstützen
Die Mission von Pixel Sozialwerk aus Erfurt ist, die Familien als Ganzes in den Blick zu nehmen und eigene Räumlichkeiten für die Kinder und Jugendlichen sowie für deren Eltern offen zu halten. Dadurch können sie auch den Eltern bei Problemen, bei Fragen zu Erziehung oder durch Familienberatung helfen. Das Team von Pixel ist dafür wöchentlich auf den Spielplätzen in Plattenbaugebieten unterwegs, auch um sich dafür einzusetzen, dass gerade in diesen Gebieten positive Veränderung und Hoffnung entstehen kann.
Im letzten Jahr hat die gemeinnützige Kinderhilfsorganisation für den Beginn der Outdoor-Saison eigentlich das „Spielplatzfestmobil“ angeschafft, einen umgebauten Sprinter mit Spielgeräten, um auf den Spielplätzen in Erfurter Plattenbaugebieten vielseitige Nachmittagsbetreuung zu organisieren. Gerade in der Pandemie haben sich Angebote an der frischen Luft bewährt. Die Tribute to Bambi-Stiftung beteiligte sich an den Kosten für die Anschaffung und Ausstattung des Vans. Doch leider muss auch das Spielplatzfestmobil des Sozialwerks weiterhin im „Corona-Schlaf“ bleiben.
In Erfurt gibt es neue Räume für das Sozialwerk mit mehr Platz für Kinder und Familien
Die anderen Angebote der Organisation können jedoch weiterhin in kleineren Gruppen stattfinden, um die Kinder und Jugendlichen auf andere Gedanken zu bringen und dadurch Entwicklungs- und Zukunftschancen bieten. Außerdem hat das Pixel Sozialwerk im letzten Jahr weitere Räume im Rieth in Erfurt eröffnen können, um täglich und vor allem wetterunabhängig die Angebote zu ermöglichen, da die Spielplatzfeste nur von Ende März bis Ende Oktober möglich sind.
Die neuen Räumlichkeiten sind Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche und bieten verschiedene Angebote, damit Heranwachsende sich gegenseitig unterstützen und austauschen können
Die Organisation hat dadurch mehr Platz und darf in diesen Räumen derzeit Kinder und Familien in Kleingruppen empfangen. „Wir haben einen riesigen Raum mit ca. 170 Quadratmetern und weitere Nebenräume. Ich freue mich schon sehr darauf, hier auch Bewegungsangebote machen zu dürfen. Durch die neuen Räume war es uns auch möglich, über die gesamte Schließzeit der Schulen Hausaufgabenhilfe und -betreuung anzubieten“, sagt Anna Reppel, Leiterin der sozialpädagogischen Arbeit. Auch im Januar und Februar, als strenge Maßnahmen galten, konnten Aktivitäten angeboten werden. Das Land Thüringen hat erkannt, wie notwendig und wichtig Hilfsangebote für die Kinder und deren Familien sind und unterstützt diese im Rahmen der Möglichkeiten. In der Thüringer Verordnung wurden Angebote der Jugendhilfe von den harten Kontaktbeschränkungen eigentlich ausgenommen. Einige Städte haben in ihren Verordnungen dann aber trotzdem Jugendhäuser geschlossen.
Die neuen Räume sind ausgestattet mit Spielsachen und bieten viel Platz zum Begegnen, Toben und Spielen. Dort finden auch im Moment viele Angebote entsprechend der Corona-Maßnahmen statt, wie zum Beispiel die Bastelgruppen oder die Programmieren- und Robotics-AG. Trotzdem sind es deutlich weniger Kinder und Jugendliche, die so von der Organisation erreicht werden können. Daher wurde die „Pixelpost“ ins Leben gerufen, um mit Geschichten, Rätseln und Bastelanleitungen inklusive Bastelmaterial den Kindern zu helfen, die Zeit zuhause sinnvoll zu gestalten. Die „Pixelpost“ wird dann in die Briefkästen der Kinder eingeworfen.
Dennoch gibt es immer wieder Unsicherheiten, ob das Angebot offengehalten werden kann, denn die Pandemie-Beschränkungen verändern sich ständig. Für Pixel eine schwierige Situation, denn die ständigen Anpassungen verwirren die Kinder und binden viele Ressourcen in der Umsetzung.
„Wir sehen, dass unser Angebot sehr gut genutzt wird und wir gerade in der größten Lockdown-Zeiten mit Rat und Tat zur Seite stehen können, denn schon die einfachsten Dinge, wie das Einloggen auf der Schul-Cloud oder das Ausdrucken von Arbeitsblättern können herausfordernd sein. Wir helfen dabei. Wir stehen aber auch schon in den Startlöchern und freuen uns so sehr darauf, bald wieder auf die Spielplätze gehen zu dürfen und Angebote in größeren Gruppen machen zu dürfen“, so Anna Reppel. Das Spielplatzfestmobil wird hoffentlich bald aus dem Corona-Schlaf geholt und dann ausgiebig von den Kindern und Jugendlichen rund um die Erfurter Plattenbaugebiete genutzt.